Silvestergedanken...

30.12.20, 12:36
Daniela Ballhaus
unbefestigter weg insta (c) pixabay

Ich sagte zu dem Engel, der an der Pforte des neuen Jahres stand: Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fußes der Ungewissheit entgegen gehen kann!

Aber er antwortete:
Gehe nur hin in die Dunkelheit und lege deine Hand in die Hand Gottes! Das ist besser als ein Licht und sicherer als ein bekannter Weg!

Christ*in aus China

 

Dieser Gedanke erscheint mir sehr passend, um in das neue Jahr hinüberzugehen, an dessen Schwelle wir jetzt stehen. Was hinter uns liegt, was wir geschafft haben, was wir erlebt, teilweise überlebt haben – das möge jede und jeder selbst in Gedanken vorbeiziehen lassen. Was vor uns liegt, ist ungewiss – aber das ist es ja eigentlich immer, nicht nur in diesem Jahr. Und doch liegt auf dem Beginn dieses neuen Jahres vielleicht noch mehr als sonst der Druck, dass es besser werden möge, dass es heller, einfacher, normaler werden möge, dass wir die Wochen und Monate der Einschränkung, der Sorge, des Leids in vielen Familien endlich hinter uns lassen können. 

Wäre es nicht tröstlich, sicher zu wissen, dass ab jetzt alles wieder aufwärts geht? Dass die Impfung eine Wende im Kampf gegen das Coronavirus bringt, dass wir einzeln und als Gesellschaft, ja als Menschheitsfamilie aufatmen können, weil die Wissenschaft das Virus „in den Griff bekommt“ und beherrschen kann? All das wissen wir nicht. Wir hoffen es. Denn ohne die Hoffnung darauf, dass irgendwann wieder Normalität einkehrt, wird es schwierig, die Beschränkungen durchzuhalten. 

Wie so vieles während der Corona-Pandemie ist auch der Jahreswechsel ein Schritt ins Ungewisse, ohne Garantie dafür, dass das, was uns erwartet, positiv wird. An der Antwort des Engels aber können wir eine Haltung ablesen, die uns helfen kann, in das Ungewisse voranzugehen: 

Wenn ich voll Vertrauen voranschreite, wenn ich mich begleitet weiß, dann fällt nicht nur der erste Schritt, sondern der ganze Weg leichter. Wenn ich der Hoffnung und dem Vertrauen in mir mehr Raum gebe als der Sorge und der Angst, dann gehe ich beschwingter und leichter auch durch unbekanntes, fremdes Terrain. 

Dem Unbekannten mit einer erwartungsvollen Haltung zu begegnen, für Neues offen zu sein, etwas anderes auszuprobieren – das ist doch nicht nur angesichts des Coronavirus eine erstrebenswerte Haltung. So vieles würde mir entgehen, wenn alles immer gleich bliebe. So vieles könnte nicht wachsen und sich entwickeln, wenn kein Raum für Bewegung und Veränderung wäre. 

Ein Song von Jason Mraz besingt diese Offenheit für Überraschungen auf charmante Art und Weise in eingängiger Melodie, vielleicht hattet Ihr auch schon mal einen Ohrwurm von „Have it all“. In dem Lied, das klingt wie ein einziger Segenswunsch, heißt es:

„May the road less paved be the road that you follow.“

Möge die Straße, die am wenigstens befestigt ist, die Straße sein, der Du folgst.

 

Das ist nicht als gemeiner Fluch gedacht („Mögest Du doch im Schlamm steckenbleiben!“), sondern im Gegenteil: da wünscht mir jemand neue Erfahrungen, Erlebnisse, die ich noch nie gemacht habe, die Chance, eigene Fußspuren zu hinterlassen anstatt in fremde Spuren zu treten. 

Auf diesem unbefestigten Weg mit dem Vertrauen auf Gottes Hand, die mich hält und leitet, unterwegs zu sein, das ist mein Vorsatz für das neue Jahr und das wünsche ich uns allen. Wir alle werden mit der Ungewissheit leben müssen, dass wir nicht wissen, was die nächsten Wochen und Monate bringen. Aber ob wir mit Sorge oder mit Vertrauen in die Zukunft blicken, das ist unsere Entscheidung. Ich wünsche uns Vertrauen und Gottes Segen für das neue Jahr!

Einen guten Rutsch

wünscht

Daniela Ballhaus