...doch ich war da zum Glück!
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite
und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein.
Und er wurde vor ihnen verwandelt;
seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
Da erschien ihnen Elíja und mit ihm Mose und sie redeten mit Jesus.
Petrus sagte zu Jesus:
Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja.
Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen.
Da kam eine Wolke und überschattete sie und es erscholl eine Stimme aus der Wolke:
Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.
Aus dem Markusevangelium, Kapitel 9, Verse 2 bis 7
Was die Jünger da erleben im Evangelium vom zweiten Fastensonntag, das übersteigt ihren Horizont. Es ist eine ganz besondere Erfahrung, die sie vorher noch nie hatten und es muss faszinierend, beängstigend, verwirrend und wundervoll zugleich gewesen sein. Ein bisschen hört sich diese Schilderung an wie ein Traum, den man zwar deutlich vor Augen hat, für den man aber kaum die richtigen Worte findet und je mehr man sich morgens zu erinnern versucht, umso mehr entschwindet er…
Wenn etwas Besonderes geschieht, wenn wir etwas Schönes erleben, dann wünschen wir uns, dass dieser Moment bleibt, dass er nicht vergeht, dass wir dieses glückliche Gefühl behalten können.
Petrus sagt nach diesem besonderen Erlebnis, dass er drei Hütten bauen will. Eigentlich eine seltsame Idee. Und gleichzeitig eben etwas, das zeigt, wie hilflos und überwältigt Petrus ist. Was geschehen ist, hat er nicht verstanden, aber er will es festhalten, greifbar machen, ganz handfest etwas tun, damit dieses überwältigende Gefühl einen Ausdruck bekommt. Und Hütten bauen, das kann er. Ein Denkmal errichten, das können Menschen gut… Es gibt viele Denkmäler, die an wichtige Geschehnisse erinnern, manche an positive Dinge, andere an schlimme Ereignisse. Es ist gut, sich an beides zu erinnern. Aber nicht, um dabei stehen zu bleiben. Sondern um daraus Kraft und Ideen zu schöpfen, um weiterzugehen.
Die Stimme aus dem Himmel sagt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“
Sie sagt nicht: Baut ihm ein Denkmal, das ihr immer wieder anschauen könnt, das ihr pflegen, putzen und schmücken könnt. Die Stimme sagt: „Auf ihn sollt ihr hören.“
Auf Jesus hören, das macht dann Sinn, wenn wir etwas tun, wenn wir weitergehen, wenn etwas Neues geschieht in unserem Leben. Uns dabei an seine Worte und an sein Leben zu erinnern und entsprechend zu handeln, das führt uns weiter.
Ich glaube, so ist es auch mit den schönen Momenten in unserem Leben. Festhalten und ewig währen lassen können wir sie nicht, genauso wenig wie wir sie wiederholen können. Es ist und war einmalig. Und deshalb Besonders. Und deshalb bleibt es kostbar – nicht als Denkmal, das wir anschauen können, sondern als Erinnerung und Edelstein, den wir in uns tragen und der uns Kraft gibt zum Weitergehen.
Wenn wir uns daran erinnern, wie schön unsere letzte Geburtstagsfeier war – dann können wir nicht jeden Tag wieder feiern und Geschenke bekommen, aber wir können uns tragen lasen von dem Gefühl, dass Familie und Freunde sich tatsächlich darüber freuen, dass wir da sind und dass es uns gibt – jeden Tag, nicht nur am Geburtstag.
Wenn wir uns an unsere Hochzeit erinnern, dann war das natürlich ein ganz besonderer Tag – aber nicht jeder Tag kann so besonders sein. Im Alltag, auch Jahre später, freuen wir uns darüber, dass unsere Liebe seitdem noch gewachsen ist, sich verändert hat, vertrauensvoller und zuverlässiger geworden ist über die Jahre.
Wenn wir uns an tolle Zeiten in der Gemeinde erinnern, an volle Kirchen, lebendige Pfarrfeste, persönliche Beziehungen und bekannte Gesichter, dann dürfen wir vertrauen, dass unsere guten Erfahrungen uns zu den Menschen gemacht haben, die wir heute sind, dass Gott in aller Veränderung und auf vielen Wegen mitgeht, und dass er uns auch heute Ideen schenkt und Möglichkeiten eröffnet, gemeinsam Kirche zu sein, ganz anders als früher.
Wenn wir wie Petrus die Kraft finden, uns von dem Vorhaben des Hüttenbauens, des Bewahrens und Festhaltens abzuwenden und uns stattdessen einlassen auf das, was Gottes Stimme sagt: Auf Jesus sollt ihr hören!, dann können wir dankbar sein für das Einmalige, Wundervolle, für alles, was in unserer Erinnerung wertvoll und kostbar ist, und daraus Kraft, Stärke und Hoffnung schöpfen für den Weg, der vor uns liegt.
Ein Lied, das uns helfen kann, dieses Vorhaben in unserem Herz und Hirn zu verankern, ist „Einmal“ von Mark Foster. Nicht festhalten, nicht wiederholen, sondern das Einmalige als Geschenk wahrnehmen und daraus leben und Neues wagen.
Eine gute Woche mit einem Ohwurm als Begleiter wünscht
Daniela Ballhaus